Dienstag, 4. Oktober 2011

Auf Seite Drei gibt's noch Hoffnung

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Schuldenkrise, Rettungsschirm, geordnete Insolvenz, Griechenland - diese Buchstabenreihen haben nicht nur gute Aussichten auf eine Nominierung als Unworte des Jahres 2011. Als Themen haben sie in den vergangenen Wochen auch erfolgreich anderen bemerkenswerten Begebenheiten das Rampenlicht, sozusagen das Titelblatt, verwehrt. Erst heute und erst auf Seite Drei erfährt man in der FAZ, dem Hamburger Abendblatt und sicherlich in den meisten anderen deutschen Tageszeitungen von den seit 3 Wochen andauernden Protesten in den USA, die unter dem Motto Occupy Wall Street der Welt eine neue Revolution bescheren. Der Arabische Frühling war gestern, jetzt kommt der Amerikanische Herbst!
Fast hatte man die Hoffnung aufgegeben, dass im Heimatland der geldgeilen Börsenspekulanten und hirnlosen Tea Party Anhänger noch Menschen mit Verstand leben und nicht nur vor lauter Verdummungsmechanismen und Ohnmachtsbekundungen dahin vegetieren. Sie leben tatsächlich (noch) und einige von ihnen haben es geschafft, sich durch ihre Protestaktionen und die vorhersehbaren Gegenaktionen der Behörden, die allen Ernstes 700 Demonstranten in New York bei einer Strassenblockade festnahmen, ins weltweite Bewusstsein zu katapultieren.
Sie sind gegen "geldgierige Unternehmen, die Klimaerwärmung und die wachsende soziale Ungerechtigkeit" (FAZ, 4.10.11, Seite 2) - das sind ehrenvolle Ziele, allein an einem Programm zur Umsetzung dieser Ziele fehlt es derzeit. Dennoch kann ich nicht umhin, meinen Hut vor den Demonstranten zu ziehen. Es brauchte zwar eine nicht enden wollende Finanzkrise, eine unbelehrbare Finanzwirtschaft und eine Menschen verächtliche reaktionäre Rechte, um das Fass im satten Westen zum Überlaufen zu bringen. Aber immerhin, jemand hat den Anfang gewagt. Und nun ist sie zurückgekehrt, die Hoffnung, dass einfache Menschen ohne Geld und Beziehungen nicht aus Not sondern aus Wut und Frust die krankhaften Auswüchse der zivilisierten Welt erkennbar machen und sie so zumindest ein Stück weit verändern wollen. Längst war klar, dass ein einzelner, selbst wenn er Obama heißt und Präsident der USA ist, nicht viel erreichen kann. Denn, wie der Menschenrechtsaktivist und Demonstrant Van Jones so klug auf tagesschau.de zitiert wird: "Obama never said 'Yes, I can', he said 'Yes, WE can!'"
Also, ab auf die Strassen, Ihr zufriedenen unzufriedenen Menschen! Das ist offenbar die einzige Art und Weise, wie sowohl die Medienberichterstatter als auch die Politiker und Wirtschaftsbosse auf Euch aufmerksam werden und Eure Meinungen hören.

2 Kommentare:

  1. Es ist doch schön zu wissen, dass wenigstens ein paar Leute in den USA Obama zugehört haben. Vielleicht sollten sich die Republikaner mal die Tomaten aus den Ohren holen und ihre Ärmel hochkrempeln und nicht immer nur alles blockieren.

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  2. vielleicht sollten sie auch einfach auswandern. ich glaube die tiefsee und der weltall ist noch nicht bevölkert. das wär doch mal eine mission für palin, bachmann und co!

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