Montag, 15. Oktober 2012

Hexenjagd Reloaded

Nach Guttenberg, Koch-Mehrin, Althusmann und Chatzimarkakis hat es nun eine weitere prominente Politikerin erwischt: Bundesbildungsministerin Annette Schavan. Offenbar hatte bereits im Mai ein anonymer Blogger Plagiatsvorwürfe gegen ihre über 30 Jahre alte Doktorarbeit vorgebracht, die jetzt von einem Gutachten eines Professors der Universität Düsseldorf untermauert werden, wie auf tagesschau.de berichtet wird.

Renate Künast, Bildquelle
Natürlich haben sich gleich ein paar Leichenfledderer gefunden, die ohne viel Umschweife den Rücktritt der Ministerin fordern, da ihre Glaubwürdigkeit beschädigt sei. So auch Grünen-Fraktionsvorsitzende Renate Künast, deren Namen im Gegensatz zu Schavans übrigens nicht von der iOS Spracherkennung erkannt wird. Dies aber nur am Rande. Im Gegensatz zu Schavan und anderen an den Doktorpranger gestellten Politiker hat Künast auch erst gar keine Doktorarbeit geschrieben, was es sicherlich sehr erleichtert, mit dem Steinewerfen anzufangen. Denn wer keine Doktorarbeit geschrieben hat, kann auch nicht mit dem Boomerang des Plagiatsvorwurfs getroffen werden. Logisch.

Nun habe ich weder Guttenbergs noch Schavans Arbeit je gelesen und werde es sicherlich nicht mehr tun, aber was mich bei diesen Vorwürfen jedes Mal wundert, ist die Tatsache, dass die Vorwürfe erstens anonym erhoben werden, dass zweitens fehlerhafte Zitierweisen als Plagiat bezeichnet werden und drittens selten bis nie ein verständnisvoller Ton in dieser zur Farce gewordenen Schlammschlacht angeschlagen wird. Stattdessen wird eine regelrechte Hexenjagd veranstaltet und man sucht vergeblich nach Hintergründen zu der Definition von Plagiat, zu den Lebensläufen der ach so fehlerlosen Ankläger oder womöglich zu einer Rekapitulation der Erfolge der Angeklagten in den letzten Jahrzehnten, ungeachtet der aktuellen Vorwürfe. Ein Doktortitel ist schließlich nicht die einzige Grundlage für eine mehr oder weniger erfolgreiche Karriere als Politikerin.

Ich für meinen Teil erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich 5 Monate lang schwer an meiner Magisterarbeit zu tragen hatte, bis sie dann kurz vor knapp endlich den Weg in den Postkasten fand. 5 Monate ein ständiges Pochen im Hinterkopf, 5 Monate lesen, Notizen kritzeln, schreiben, verwerfen, editieren, prokrastinieren, lesen, vergessen, suchen, Asyl im Uni-Café finden, heulen, fluchen, schlaflose Nächte verbringen und schreiben, schreiben, schreiben. Und ja: zitieren, verweisen, Fußnoten schreiben, Zitierweisen recherchieren, und letztendlich hoffen, dass man nichts vergessen hat. Und das waren nur 80 Seiten, nicht 360. Ich hege große Bewunderung für jeden, der sich 2 oder gar 3 Jahre lang mit einem Thema so en detail beschäftigen kann und dabei auch noch einen dicken Wälzer Hirnschmalz produziert.

erhältlich bei amazon.de, Bildquelle
Im Übrigen möchte ich denjenigen Akademiker kennen lernen, der mit absoluter Sicherheit behaupten kann, in seiner Arbeit 100 Prozent korrekt zitiert zu haben. Und da ich gerade, zugegebenermaßen etwas verspätet das großartige Buch "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" von Jonas Jonasson gelesen habe, habe ich gleich ein Bibelzitat aus dem Johannesevangelium parat (denn bei einigen scheint das ja die einzige Argumentationsgrundlage zu sein): "Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie." Mit diesem Richterspruch soll Jesus einer Ehebrecherin das Leben gerettet haben, denn keiner der Ankläger fühlte sich daraufhin bemüßigt, den ersten Stein zu werfen. 

In Anbetracht der Schwere der Vorwürfe gegen Annette Schavan - schließlich soll die BILDUNGsministerin wissentlich und wissenschaftlich betrogen haben - wird sich hoffentlich herausstellen, dass es sich bei den angeblichen Verstößen auf 60 von 351 Seiten tatsächlich um Plagiate und nicht nur um Zitierfehler handelt. Alles andere wäre arglistiger Rufmord, was bedeutet, dass über derartige Vorwürfe in Zukunft mit deutlich mehr Vorsicht und vor allem mit deutlich mehr Umsicht berichtet werden müsste.

Und liebe Frau Künast, Ihnen wünsche ich eine ordentliche Portion Glück, allzeit gute Fahrt und stets vorbildliches Verhalten. Sonst sind Sie womöglich die nächste, deren Karriere an einem Strafzettel oder einem anders gearteten Ausrütscherchen scheitert.

Mittwoch, 9. November 2011

Ich bin DAGEGEN!

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Es hebe bitte die Hand, wem dieses ständige Gezerre und Gereiße in der Politik auch auf die Nerven geht. Ich weiß, ich weiß, eine Demokratie kann nur funktionieren, wenn alle Meinungen und Entscheidungen offen diskutiert werden und jeder schimpfen und dagegen sein kann, wie er lustig ist. Man kann es aber auch übertreiben. Zum Beispiel dann, wenn Poltiker NUR dagegen sind und so gut wie NIE eine vernünftige Alternative zu gerade diskutierten oder bereits gefassten Beschlüssen als Lösungsvorschlag liefern können. Es wird Zeit, auch mal dagegen zu sein!

Zugegeben, die gestern von CDU, FDP und CSU beschlossenen Steuererleichterungen zum jetzigen Zeitpunkt sind im Hinblick auf die zügig voranschreitende Staatsverschuldung irrsinnig und haben lediglich den leicht zu durchschauenden Zweck, dem sterbenskranken Koalitionspartner FDP einen weiteren ihrer Giftzähne zu ziehen, damit die Nervbacken endlich mal Ruhe geben. An sich keine schlechte Taktik, zumal Steuermehreinnahmen und zu viel berechnete Hypo Real Estate Schulden einen fast dreistelligen Milliardenbetrag in die Staatskassen zurückschwemmen, womit bis vor Kurzem keiner der Zahlenschieber gerechnet hatte. Da ist ein 6 Milliarden Leckerli für die vollmundige FDP doch ein Klacks, oder? Wahlversprechen hin oder her, auch der ein oder andere Steuerzahler wird sich über ein paar Hunnis Netto mehr im Jahr freuen. Das deckelt vielleicht die zu erwartenden Mehrkosten bei Gas und Strom oder ähnliches. Eine Lösung für die derzeitigen Probleme ist das sicherlich nicht, aber als ein lang ersehnter Kompromiss zwischen den dauerhaft streitenden Regierungsparteien scheint es für einen Normalsterblichen wie mich jedoch erstmal zu funktionieren. Wenigstens wäre dann für ein kleines Weilchen mal Ruhe im Regierungskarton und man hätte nicht mehr ständig das Gefühl, dass unsere Regierungsvertreter eher einem Haufen 4- bis 6-Jähriger im Streit um das beste Spielzeug gleichen.

Aber zu früh gefreut, denn schon hat die Opposition die nächste Verfassungsklage in petto. Und so wie ich das sehe, hat das nicht viel mit ihrer politischen Aufsichtspflicht zu tun, sondern eher damit, dass die Opposition der momentanen Regierung keinerlei Verschnaufpause gönnt und ihr Vorgehen behindert, wo nur irgend möglich. Schließlich findet 2013 ja die nächste Bundestagswahl statt, da will man gut profiliert ins Rennen gehen. Hauptsache dagegen, das ist die Devise. Und zwar so medienwirksam wie möglich.

Übrigens sage ich das als Nicht-CDU-Wähler und Oppositionssympathisant, letzteres zumindest im Normalfall. Ich sehe derzeit jedoch in der Politik nichts als berechnendes Herumkritteln und spöttisches Getue. Dabei wären SPD und Grüne als Spielplatzoberfuzzies in genau derselben Zwickmühle: nämlich Eurokrise, weltweite Finanzkrise, drohender Atomkrieg und nationale Querelen unter einen Hut zu bringen. Prost Mahlzeit. Kein Wunder, dass die Finanzmärkte keinen Respekt mehr vor der Politik haben, wenn ich schon Schwierigkeiten habe, den politischen Eiertanz im Bundestag noch ernst zu nehmen.

Nun ja, es mag zu viel verlangt sein, dass in Zeiten wie diesen ausnahmsweise mal Wählergunst und Profilierungssucht hinten angestellt werden. Menschen sind nunmal Menschen. Daran wird wahrscheinlich auch der möglicherweise bevorstehende Atomkrieg mit dem Iran nichts ändern. Nur dass es dann vielleicht bald keine Menschen mehr gibt, die sich ihrem Menschsein so richtig hingeben, geschweige denn 2013 den Gang zur Wahlurne antreten können.

Übrigens, ich bin dagegen! 

Dienstag, 25. Oktober 2011

Krisensalat

Man nehme ein über Jahrzehnte ordentlich hochgepeitschtes Wirtschaftswachstum mit stetig wachsenden Renditen für die Investoren, eine gute Brise Globalisierungspolitik inklusive natürlich der raschen weil zumindest erstmal gewinnbringenden Öffnung der Märkte mit einer zyklischen Anwendung und Wiederabschaffung von Regelungen, je nachdem wie lange man sich an die Fehler in der Vergangenheit erinnern mag oder als Regierungspartei gerade einen Wahlkampfschub braucht. Darüber hinaus benötigt man zunehmend komplizierte und unüberschaubare Finanzprodukte, die geldgeilen Bank- und Börsenfuzzis weitere, eigentlich unmögliche Gewinne versprechen und erst durch die enthebelten Regelwerke möglich werden.

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In einer großen Schüssel wird diese im Kern unkontrollierte Entwicklung der globalen Finanzwirtschaft durchmischt mit kurzsichtig angelegter, von geltungssüchtigen Politikern gemachter und einem Kindergartenalltag nicht unähnlicher Nationalpolitik auf allen Kontinenten. Das Ganze garniert man mit ein paar Brisen kunstvoll verschleierten Staatsschulden hier und da und ein paar Spekulationsgeschäften auf Kosten der glücklicherweise dümmlichen weil von märchenhaft hohen Renditeerwartungen geblendeten Kleinanlegern.

Et voilá, fertig ist eine schmackhafte globale Finanzkrise mit einem bitteren Abgang für die Steuerzahler und einem honigsüßen Finish für die Börsen und Banken, die weiter fröhlich Milliardengewinne verzeichnen und mit Provisionen und Dividenden nur so um sich werfen, während einfache Bürger, klein- und mittelständische Unternehmen und gar ganze Staaten dabei pleite gehen.

Zu diesem Gericht empfehle ich durch unsinnige Generalstreiks verfaulte griechische Oliven, einen italienischen Rotwein, dekantiert von Berlusconi in seinem Partydress höchstpersönlich, und feurige spanische Tapas, serviert von einem arbeitslosen Jugendlichen. 
Ich wünsche einen guten Appetit!

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Mission Aufklärung

Ob Griechenland, der Wiege Europas, noch zu helfen ist, ist mittlerweile zu einer Glaubensfrage geworden. Die deutsche Regierung, zumindest der größte Teil, glaubt fest daran und versucht krampfhaft, die Skeptiker im In- und Ausland sowie die Finanzmärkte mit ihrem Optimismus anzustecken. Bislang leider mit mäßigem Erfolg, jedoch ist es für eine 180 Grad-Wendung längst zu spät. Zu viele Kredite wurden schon nach Griechenland gepumpt, zu hoch ist das Risiko, dass eine Pleite Griechenlands, ob geordnet oder nicht, den Rest der Eurozone dramatisch beeinträchtigen könnte. Zu groß wäre der Gesichtsverlust vom Duo Schäuble-Merkel und ihrer CDU, wenn sie jetzt doch umschwenken und dem kleinen FDP-Rösler das Feld überlassen würden. Ergo, entweder der aufgeplusterte Rettungsschirm ermöglicht Griechenland, wieder auf die Beine zu kommen, ODER... man muss dann halt nochmal neu überlegen. Ein Scheitern steht außer Frage, an ein Wunder glauben allerdings nicht.
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Und während die griechische Regierung sich die Nächte um die Ohren schlägt, um die drohende Zahlungsunfähikeit im kommenden Monat doch noch abzuwenden, glaubt das griechische Volk, so scheint es, lieber nicht an Wunder.  So folgen die öffentlichen Beamten, die am stärksten von den drohenden Kürzungen im Land betroffen sind, wie Lemminge dem Aufruf der Gewerkschaften, das Land aus Protest gegen die Sparmaßnahmen erstmal lahm zu legen. Aber was dann? Was können die Griechen dadurch gewinnen? Was ist die Alternative? Kommen wieder mehr Touristen ins Land und kurbeln die Wirtschaft an, wenn keine Flugzeuge ins und aus dem Land fliegen? Behalten die Beamten vielleicht ihre Jobs, wenn Griechenland pleite geht? Werden sich die Renten wieder erhöhen, wenn Griechenland weder Geld in den Kassen noch Aussicht auf internationale Kredite hat? Wohl kaum.
Ministerpräsident Papandreou scheint bisher zumindest Eines versäumt zu haben, nämlich sein Volk über die wenig attraktiven Alternativen zu den derzeitigen Sparmaßnahmen im Detail und so oft wie nötig aufzuklären. Vielleicht sollte er ihnen aber auch nur die tägliche Lektüre der deutschen Medien verschreiben, z.B. von tagesschau.de. Dort wird unter anderem genau aufgeklärt darüber, "Was wäre, wenn Griechenland pleite ginge". Guter Artikel. Schon lange hatte ich mir eben jene Frage gestellt. Allein eine Übersetzung ins Griechische fehlt, aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Die so ausdauernd von Rösler angepriesene Staatsinsolvenz, z.B., würde innerhalb des Landes mindestens die selben Maßnahmen beinhalten, jedoch die europäischen Gläubiger, also diverse Banken, durch einen sogenannten Schuldenschnitt in die Haftung einbeziehen. Für die Griechen könnte, für europäische Anleger würde es also schlimmer kommen. Und Italien, Portugal und Co hätten ihren Präzedenzfall, mit dem sie auf die selbe Verfahrensweise pochen könnten.
Ein Staatsbankrott hingegen, also die Erkenntnis, dass wirklich gar nichts mehr geht und auch ein Schuldenschnitt der Gläubiger nicht mehr hilft, hätte tatsächlich viel drastischere Einschnitte für alle Beteiligten zur Folge: nicht nur dass Beamte ihre Jobs und Rentner und Arbeitslose ihre Zulagen verlieren, während inländische Banken und Unternehmen unter der finanziellen Last regelrecht umfallen würden. Auch die europäischen Banken und damit ihre zumeist privaten Anleger wären durch den 100-prozentigen Wertverfall der Milliardenschweren griechischen Staatsanleihen in ihren Tresoren massiv betroffen. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass das Vertrauen in Europa als Staatenverbund und den Euro als ihre Währung extrem in Mitleidenschaft gezogen würde. Und was dann mit Portugal, Italien, Spanien, Frankreich oder Irland passieren würde, steht in den sprichwörtlichen Sternen.
So bleibt nur, den Leitspruch der Epoche der Aufklärung aus der Mottenkiste zu holen: „Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ Was so viel heißt wie: Erst Denken, dann Handeln. Oder vielleicht auch: Selber Denken, nicht nur Mitmachen. Auf geht's!

Dienstag, 4. Oktober 2011

Auf Seite Drei gibt's noch Hoffnung

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Schuldenkrise, Rettungsschirm, geordnete Insolvenz, Griechenland - diese Buchstabenreihen haben nicht nur gute Aussichten auf eine Nominierung als Unworte des Jahres 2011. Als Themen haben sie in den vergangenen Wochen auch erfolgreich anderen bemerkenswerten Begebenheiten das Rampenlicht, sozusagen das Titelblatt, verwehrt. Erst heute und erst auf Seite Drei erfährt man in der FAZ, dem Hamburger Abendblatt und sicherlich in den meisten anderen deutschen Tageszeitungen von den seit 3 Wochen andauernden Protesten in den USA, die unter dem Motto Occupy Wall Street der Welt eine neue Revolution bescheren. Der Arabische Frühling war gestern, jetzt kommt der Amerikanische Herbst!
Fast hatte man die Hoffnung aufgegeben, dass im Heimatland der geldgeilen Börsenspekulanten und hirnlosen Tea Party Anhänger noch Menschen mit Verstand leben und nicht nur vor lauter Verdummungsmechanismen und Ohnmachtsbekundungen dahin vegetieren. Sie leben tatsächlich (noch) und einige von ihnen haben es geschafft, sich durch ihre Protestaktionen und die vorhersehbaren Gegenaktionen der Behörden, die allen Ernstes 700 Demonstranten in New York bei einer Strassenblockade festnahmen, ins weltweite Bewusstsein zu katapultieren.
Sie sind gegen "geldgierige Unternehmen, die Klimaerwärmung und die wachsende soziale Ungerechtigkeit" (FAZ, 4.10.11, Seite 2) - das sind ehrenvolle Ziele, allein an einem Programm zur Umsetzung dieser Ziele fehlt es derzeit. Dennoch kann ich nicht umhin, meinen Hut vor den Demonstranten zu ziehen. Es brauchte zwar eine nicht enden wollende Finanzkrise, eine unbelehrbare Finanzwirtschaft und eine Menschen verächtliche reaktionäre Rechte, um das Fass im satten Westen zum Überlaufen zu bringen. Aber immerhin, jemand hat den Anfang gewagt. Und nun ist sie zurückgekehrt, die Hoffnung, dass einfache Menschen ohne Geld und Beziehungen nicht aus Not sondern aus Wut und Frust die krankhaften Auswüchse der zivilisierten Welt erkennbar machen und sie so zumindest ein Stück weit verändern wollen. Längst war klar, dass ein einzelner, selbst wenn er Obama heißt und Präsident der USA ist, nicht viel erreichen kann. Denn, wie der Menschenrechtsaktivist und Demonstrant Van Jones so klug auf tagesschau.de zitiert wird: "Obama never said 'Yes, I can', he said 'Yes, WE can!'"
Also, ab auf die Strassen, Ihr zufriedenen unzufriedenen Menschen! Das ist offenbar die einzige Art und Weise, wie sowohl die Medienberichterstatter als auch die Politiker und Wirtschaftsbosse auf Euch aufmerksam werden und Eure Meinungen hören.

Samstag, 1. Oktober 2011

Eine Frage des gesunden Menschenverstands?

So. Wie war das nun eigentlich mit dem Euro und der Finanzkrise in der ganzen Welt, Europa und Griechenland? Hat nicht alles an den amerikanischen Börsen mit Leerverkäufen und überbewerteten Immobilienkrediten angefangen? Sind nicht dadurch Lehman und andere Banken ins Straucheln gekommen, pleite gegangen und haben die Lebensgrundlage und Ersparnisse etlicher Eigenheimbesitzer und Anleger in den Sand gesetzt? Und wie war das nochmal mit Griechenland? Aufgrund dieser weltweiten Finanzkrise ist doch rausgekommen, dass Griechenland jahrelang gelogen und extrem beschissen gewirtschaftet hat, oder? Und dann haben die anderen Euro-Staaten aus Angst, dass der Euro abgewertet werden könnte, einen Rettungsschirm gebastelt, worunter sich dann schnell noch ein paar andere Schuldenstaaten gestellt haben. Irland hat's geschafft, Griechenland nicht, Portugal eiert noch ein bissl rum und Italien sowieso. Und Deutschland, das stabilste der Euroländer, verbürgt sich für allesamt. Alle bemühen sich redlich, den Euro zu retten, während kräftig an den Börsen weiterspekuliert, auf oder gegen ein bestimmtes Land gewettet und dabei vor allem verdient wird. Die amerikanische Großbank Goldman&Sachs z.B. hat seit der weltweiten Wirtschaftskrise Rekordgewinne in Milliardenhöhe eingefahren. Erstaunlich, nicht? Ich zumindest, als absoluter Finanzmarkt-Laie, hätte ja das Gegenteil erwartet.
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Während sich also etliche Experten und Journalisten täglich zu Wort melden mit Kritik am Euro-Rettungsschirm und der Finanzpolitik der deutschen Regierung, ist nach Monaten, gar Jahren des Dauerstreits um den Euro vielleicht eine radikale aber wirksame Lösung notwendig. Der gesunde Menschenverstand, unbeeindruckt von wirtschaftlichen und politischen Interessen und Verwicklungen, macht meines Erachtens folgende Maßnahmen nötig:
EFSF gut und schön, aber 211 Milliarden in deutschen Staatsbürgschaften sind nun wirklich mehr als genug, mehr als vorstellbar, mehr als ein Signal an die Börsen, sich endlich wieder einzukriegen. Egal, wie viel da noch kommt, solange es Spekulanten gibt, die vor ihren Computern auf riesige Gewinne hoffen und diese ab und an auch noch bekommen, werden Bürgschaften auch nicht helfen. Stattdessen muss das Finanzglückspiel in Form von Spekulationsgeschäften an den Börsen verboten oder wenigstens durch eine Transaktionssteuer so teuer gemacht werden, dass sich das Risiko kaum lohnt. Und das weltweit, damit keine Verlagerung in andere Länder möglich ist.
Darüber hinaus sollten Banken durch z.B. Zinserlässe von Krediten an Länder kurz vor dem Staatsbankrott in die Haftung einbezogen werden, schließlich waren sie massgeblich am Entstehen der Krisensituation beteiligt. Zumal ein Staatsbankrott von z.B. Griechenland die Banken ja auch Millionen, wenn nicht Milliarden in wertlosen Staatsanleihen kosten würde. Dann doch lieber eine Art Schuldendschnitt oder wenigstens eine auch rückwirkend geltende zinslose Vergabe der Staatskredite an das Schuldenland, also ein Verzicht auf die Zinszahlungen. Dadurch würde auch verhindert werden, dass die Bürgschaften der Euroländer, insbesondere der Deutschen, durch eben jene Zinszahlungen verbrannt werden. Auch eine Steuer auf Bankenumsätze, NICHT Gewinne (da kann man zuviel rummauscheln), wäre eine Möglichkeit. Durch so eine Maßnahme hätte Goldman&Sachs allein wahrscheinlich schon lange den amerikanischen Staatshaushalt saniert.
Für mich bleibt immer wieder die Frage, warum nicht das offensichtlich Sinnvollste tun? Warum lieber den Verantwortlichen die Gewinne in den Allerwertesten schieben, ohne sie für Verluste zur Rechenschaft zu ziehen? Das würde doch Sinn machen, oder? Gesunder Menschenverstand scheint jedoch leider nicht nur unrentabel sondern auch noch unglaublich naiv zu sein.
Bleibt die Frage, was besser ist: Naivität oder Gewissenlosigkeit.

Dienstag, 27. September 2011

Wir helfen doch gern

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Was der Papst für Merkel, Rösler und Co, ist die Eurokrise für US-Präsident Obama. Etwas Ablenkung kann auf jeden Fall nicht schaden.
Seit neuestem hat Obama nämlich Angst und zeigt mit dem Finger auf Europa. Trotz seiner Behauptung, diese Angst sei in den Problemen Griechenlands und der Euro-Krise begründet, ist es für einen vernünftig denkenden Europäer ziemlich offensichtlich, dass er eher Angst vor seinen eigenen Landsleuten hat. Die sollen ihn nämlich bald wieder wählen. Jedoch hat der Demokrat Obama momentan kaum gute Argumente, die seine Wiederwahl in einem zunehmend unregierbaren Land rechtfertigen würden. Die US-Wirtschaft stürzt von einer Katastrophe in die nächste: vor kurzem noch konnte man die Zahlungsunfähigkeit der Weltmacht USA abwenden, da gibt es doch wirklich dreiste Rating-Agenturen im eigenen Lande, Nestbeschmutzer sozusagen, die die Kreditwürdigkeit des Landes in Frage stellen und gar abwerten. Zudem machen die Republikaner ihrem Hassgegner Obama bei jeder Gelegenheit das Leben und vor allem seine Präsidentschaft so schwer wie möglich, insofern sei ihm ein Lichtblick gegönnt. Wenn man verzweifelt ist, schiebt man nun mal gern den schwarzen Peter einem anderen zu, auch wenn die künstlich verschaffte Verschnaufpause nur von kurzer Dauer ist und man damit die Länder eines ganzes Kontinents gegen sich aufbringt.
Mr Obama, Sie und Ihre Regierung mögen das exzessive Drucken von Dollarscheinen ohne vorhandenen Gegenwert und die Anhäufung weiterer Schuldenberge für die Lösung aller Probleme halten. In Europa dagegen versuchen wir aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Inflation und Schulden halten wir für kurzsichtig, stattdessen diskutieren wir lieber die Einführung einer Finanztransaktionssteuer und die Einbeziehung der Banken als Teil einer möglichen Lösung des ganzen Schlamassels. Ein Schlamassel, übrigens, der durch die verantwortungslosen Machenschaften amerikanischer Banken überhaupt erst entstehen konnte.
Wir helfen jedoch gern. Wenn Ihnen solche Ablenkungsmanöver für die gefrässigen Medien und Ihre launischen Wähler genügend Luft verschaffen, um Ihre Position im eigenen Lande gegenüber den streitlustigen Republikanern wieder etwas zu stärken, dann bitte. Der Zweck heiligt ja bekanntlich die Mittel. Vielleicht könnten Sie morgen die Menschenrechtslage in China ansprechen. Damit wäre wahrscheinlich ein weiterer Tag gewonnen. Die Russen brauchen danach bestimmt auch Ihren Rat, was demokratische Wahlen und so angeht. Ach, da lassen sich noch genug finden, denen Sie ungefragt Ihre zweifellos gut gemeinten Ratschläge geben können. Auf ein Neues!