Mittwoch, 13. Juli 2011

Die Macht der Meinung

Rupert Murdoch ist weltweit die Nummer Eins unter den Meinungsmachern. Und warum? Er ist der Kopf des größten Medienimperiums der Welt. Fast ein Berlusconi der globalen Medien. Fehlt eigentlich nur noch, dass er offiziell den Titel Weltherrscher bekommt. Nahezu überall und in fast jedem Land macht er sich seine druckerschwarzen Fingerchen noch schmutziger. Und das mit Erfolg. Aber vielleicht nicht mehr lange.

Bildquelle: flickr.com, DonkeyHotey
Der aktuelle Skandal über das traditionsreichste von Murdoch's Blättchen, die "News of the World", bringt einiges an die Oberfläche, allerdings wundert mich, wie überrascht sich alle möglichen Leute von den kreativen Informationsbeschaffungsmaßnahmen zeigen, sind doch diese Praktiken bestimmt mehr Gang und Gäbe in der Branche als es den Anschein hat. Gut, mobile Anrufbeantworter von einer später getöteten Entführten zu hacken und Nachrichten sogar zu löschen, dürfte selbst die härtesten unter den Medienschaffenden schocken. Aber niemand kann mir erzählen, dass Abhöraktionen und Schnüffelei in den intimsten Bereichen der in der Öffentlichkeit stehenden Menschen nicht zum täglich Brot von Bild, Gala und Co gehören. In dem heißen Kampf um Leser und Zuschauer muss man nun mal moralische Opfer bringen, nicht zuletzt weil sich Otto Normalverbraucher für die best gehütetsten Geheimnisse und schockierendsten Neuigkeiten am meisten interessiert. Eine Schlagzeile wie "Bohlen ist impotent" in der Morgenpost würde sehr sicher die Auflage der Zeitung an dem Tag um ein Vielfaches steigern und alle anderen würden erstmal dumm in die Röhre schauen. Zumindest bis sie an einem der folgenden Tage die nächste unerhörliche Nachricht auf der Titelseite präsentieren. Und so geht das Gerangel um die Schlagzeile mit der größten Effekthascherei weiter und immer weiter. Alles im Namen des Profits. Und alle, die in der Öffentlichkeit stehen, versuchen sich dem entweder so weit wie möglich zu entziehen, zu schweigen, abzuwiegeln ODER offensiv mit den Medien umzugehen, in der Hoffnung, dass Neuigkeiten eher positiv als negativ kommentiert werden oder zumindest der "ehrliche Umgang" mit der jeweiligen Enthüllung als entlastend dargestellt wird und das öffentlich Image nicht allzu sehr darunter leidet.

Das an sich ist alles nichts Neues. Lustig allerdings finde ich, dass sich eben jene Medienmacher empört geben und so tun, als wären sie sich ihrer Macht nicht bewusst. So las ich heute morgen auf tagesschau.de einen Kommentar von Stephan Lochner, der sich fragt, warum Politiker wie Gordon Brown sich erst jetzt zu Wort melden und ihre Erfahrungen mit den Medien mit der Öffentlichkeit teilen. Sein Fazit: die Politiker haben Angst. Angst vor den Medien. Angst davor ihr Wohlwollen zu verlieren. Denn das Wohlwollen der yellow press, also der sogenannten Regenbogenpresse, heißt, dass man vom Großteil der Bevölkerung auch wohlwollend wahrgenommen wird. So kann man dann Wahlen gewinnen - oder verlieren, Erfolg haben - oder nicht, Geld verdienen - oder halt nicht.

Warum aber wundert sich Herr Lochner darüber, dass britische Politker im Normalfall mit den britischen Medien "kuscheln" (ein Umstand der sicherlich nicht nur für die Briten gilt)? Und eigene schlechte Erfahrungen aus Angst vor noch mehr schlechten Erfahrungen für sich behalten? Für mich ist das sehr gut nachvollziehbar. In einem Käfig voller Haie will man ungern zum Mittagessen werden. Vor allem, wenn man sein Privatleben und seine Familie schützen möchte. Menschlich. Sehr menschlich. Warum sollte es da Politikern anders gehen als uns Normalos.

Herr Lochner scheint seine Macht als Meinungsmacher selbst extrem zu unterschätzen, denn auch wenn er als Auslandskorrespondent in London sitzt, werden deutsche Politiker vor ihm und seinen Kommentaren genauso viel Angst haben wie die Briten vor Murdoch's Brut. Das ist einerseits nicht so gut, weil sie dann Dinge sagen und tun oder ankündigen, die sie eigentlich nicht so meinen oder dann doch nicht tun, andererseits allerdings ist das ja auch genau die Aufgabe der Medien: den Politikern auf die Finger klopfen und ihre Handlungen überwachen. Ein bisschen weniger Voyeurismus und Effekthascherei für die Schlagzeile wäre allerdings angebracht.

Diese ganze Geschichte zeigt aber auf jeden Fall wieder einmal, dass moralische Verwerflichkeit und Korruption wunderbarerweise doch irgendwann ans Licht kommen. Das wird niemanden davon abhalten, in Zukunft moralisch verwerflich zu handeln oder korrupt zu werden, aber es ist mir Genugtuung genug zu wissen, dass alles oder zumindest das meiste irgendwann rauskommt und sogar ein Medienimperium wie Murdoch's und somit sein Einfluss und seine Macht wieder schwinden kann. Und insofern hat ja beim aktuellen Skandal die Selbstüberwachung der Medien sehr gut funktioniert. Finally.

Dienstag, 12. Juli 2011

Verkehrte Welt

Erstaunlich, dass Zeit Online eine eigens für das "Schlagwort" Finanzkrise eingerichtete Seite erstellt hat, damit man auf einen Blick und chronologisch alle Nachrichten zu diesem Thema abrufen kann. Das nenn ich mal Service. So weiß ich jederzeit und überall, wie beschissen es um die europäischen Finanzen steht. Nichts wichtiger als das.

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Erstaunlicher noch finde ich jedoch, dass man unter diesem Schlagwort ziemlich lange suchen muss, um einen Artikel zu finden, der sich ausnahmsweise mal nicht mit dem Rettungspaket für Griechenland beschäftigt, sondern vielleicht mal mit den Geschäftspraktiken der Banken und Finanzmakler, deren Geldgier und Geltungssucht ja maßgeblich zu ebenjener lustigen Krise beigetragen haben. Offensichtlich interessiert die Welt eher die minütlichen Updates und Kommentare über die neuesten Entwicklungen in Griechenland als der Fakt, dass trotz allem just in diesem Moment zu Gunsten des maßlosen Profits wertlose Kredite und Anteile von Kleinanlegern und Häuslebauern wissentlich und geldgierig verschachert werden. Hauptsache ich bin nicht der Dumme. UND werde dafür auch noch belohnt.

Also entweder bin ich das oder die Welt tickt nicht mehr ganz richtig.

Ich frag mich übrigens, ob der Begriff Frauenfußball bei Zeit Online auch eine eigene Schlagwortseite bekommen hat... (Naja, niemand ist perfekt, wa!)

Montag, 11. Juli 2011

Die Motivation es besser wissen zu wollen als andere Besserwisser

Vor einiger Zeit zog es mich aus der hippen Hauptstadt in den biederen Norden, wo ich nicht nur die Liebe sondern auch mehr Arbeit fand. Neben Freunden, Familie, Kiez, netten Kneipen und leckeren Thai-Restaurants vermisste ich anfangs am meisten das oft schräge aber stets informative Programm von radioeins. Einen ähnlich coolen Sender mit ähnlich gutem Geschmack und ähnlich abwechslungsreichem Programm gibt es in Hamburg leider nicht. Stattdessen allerdings kann man NDR Info hören mit haufenweise Nachrichten, aktueller Berichterstattung und Reportagen rund um die Uhr.

Nicht nur, also, dass ich hier durch Familienplanung und Selbstständigkeit die schleichende Krankheit Erwachsenwerden bekam, nein, nun wurde ich auch noch ein Nachrichten-Junkie und zwar einer von der übelsten Sorte: ein Nachrichten-Junkie mit einer eigenen Meinung, einer der alles besser wissen will. Phah! Und so kam es, dass ich beim Frühstück, beim Autofahren, beim Arbeiten, beim Puscheln und beim Putzen die Informationen der Nachrichtenflut nicht nur verarbeitete und ab und an kommentierte, sondern auch noch ernsthaft anfing die Art und Weise, wie über bestimmte Dinge berichtet wird, zu hinterfragen, mich immer öfter zu wundern und stellenweise auch zu ärgern. Obgleich der NDR sicherlich zu den besseren unter den öffentlich-rechtlichen Sendern gehört, ganz zu schweigen von den privaten, ist selbst dieser Sender manchmal nicht in der Lage, aktuelle Themen objektiv, informativ und ausgewogen anstatt einseitig und fast vorwurfsvoll darzustellen und somit die Meinung der Hörer zu beeinflußen.

Selbstverständlich ist das Ansichtsache. Aber nehmen wir ein Beispiel: die deutsche Frauenfußballnationalmannschaft, laut Wikipedia die weltweit erfolgreichste Frauenfußballmannschaft neben den USA. Letzte Woche noch waren sie eine spielerisch überragende Mannschaft, die die schönen Französinnen in Grund und Boden gespielt hatte. Eine Mannschaft mit einer blendenden Zukunft, eine Mannschaft mit Profil und einer cleveren Trainerin, eine Mannschaft, die dem Fußballsport alle Ehre macht. Seit die Fußballfrauen jedoch am Samstag von den Japanerinnen aus dem Viertelfinale und damit leider auch aus dem Olympiakader gekickt wurden, wird plötzlich nur noch über Kritik an der Trainerin, enttäuschte Fans und dem vergeigten Sommermärchen berichtet. Plötzlich war die deutsche Mannschaft "nie richtig im Wettkampfspiel um die Weltmeisterschaft angekommen" (aus einem vom NDR zitierten Kommentar einer deutschen Tageszeitung, genauere Info leider nicht mehr gefunden). Plötzlich waren die deutschen Frauen dem Druck nicht gewachsen. Plötzlich wird alles und jeder in der Mannschaft in Frage gestellt. Dass so ein Tor im Fußball manchmal auch einfach nur eine Glückssache ist bzw. in diesem Fall eher eine Pechsache, dass auch die Schiedsrichter(innen) nicht perfekt sind und Fehler machen, dass die Medien- und Eventmacher überhaupt erst den übertriebenen Hype und die zu hohen Erwartungen kreiert haben, um soviel Geld wie möglich damit zu verdienen, dass die Veranstaltung selbst bisher eigentlich ein grandioser Erfolg war und auch die Fans ihren Spaß daran haben, über all das wird nicht gesprochen. Stattdessen werden Schuldige gesucht, gefunden und an den Pranger gestellt. Eigentlich haben wir es ja auch schon immer gewusst: die deutschen Frauen können einfach nicht Fußball spielen. Irgendjemand sollte wirklich dringend diesen Wikipedia-Eintrag ändern.

Nun ist NDR Info ja eher eine Art Schaltzentrale für alle möglichen Nachrichten aus allen möglichen Quellen. Aber auch die Auswahl der Quellen und Zitate spiegelt eine Meinung wider und ist an sich schon ein Kommentar zu dem jeweiligen Thema.

Lange Rede, kurzer Sinn, ich habe mich entschlossen, diesem Trend entgegen zu wirken und zumindest die meiner Meinung nach einseitigen Darstellungen zu kommentieren, um der Nachrichtenwelt in meinem kleinen Universum ein wenig Dreidimensionalität zurück zu geben. In Zukunft auch etwas geraffter. Versprochen.

Natürlich hoffe ich, dass es da draußen noch viel mehr bessere Besserwisser gibt, die meine subjektiven Kommentare ebenfalls kommentieren. Lasst uns interagieren!

In diesem Sinne, ATTACKEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEE!